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MENSCH-KUNST-LEBEN

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Montag, Februar 27, 2006

Kunst und Ein-Euro-Jobs: Ein Projekt in Leipzig

In der Beilage "Jetzt" der heutigen Süddeutschen Zeitung lese ich ein Interview, das die Journalistin Caroline von Lowtzow mit dem Österreichischen Künstler Wolfgang Zinggl, dem Gründer des Wiener Kollektivs WochenKlausur, geführt hat.
SZ:"Anfang des Jahres war die WochenKlausur im Rahmen des Projekts "Shrinking Cities" in Leipzig zu Gast und setzte sich dort mit den Themen Arbeitslosigkeit und Ein-Euro-Jobs auseinander.
(...)
Das Wiener Kollektiv WochenKlausur will mit Kunst die Gesellschaft verändern. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, kleine, aber konkrete Vorschläge zu entwickeln, mit denen soziale Probleme gelöst werden können."
Zugewiesene Niedriglohn-Arbeit habe selten etwas mit den Interessen der Menschen oder ihrer Ausbildung zu tun, so Zinggl. Das führe häufig zu Motivationslosigkeit bei den Harz-IV-Empfängern.
"Unsere Intention war, das zu ändern. Sie sollten Einfluss auf die Art ihrer Arbeit nehmen können und versuchen, etwas zu machen, das ihnen Freude macht. Dann ist die Motivation größer und vielleicht können sie eine selbstständige Tätigkeit daraus entwickeln."
Für viele Menschen sei auch der geringe Verdienst kein wesentliches Kriterium. Bei Arbeit, die Spass macht, fänden es viele besser, ein wenig dazuzuverdienen, als untätig herumzusitzen, sagt Wolfgang Zinggl.
"Wir haben die Arbeitslosen, die mit uns zusammengearbeitet haben, gefragt, was sie gerne machen würden und haben gemeinsam aus ihren Ideen verschiedene Projekte entwickelt. Für diese Projekte haben wir wiederum Trägervereine gesucht, die berechtigt sind, Ein-Euro-Jobber zu beschäftigen. Die Vereine fanden die Ideen gut und fordern jetzt unsere Ein-Euro-Jobber bei der Stadt an und beschäftigen sie."
So seien in Leipzig vier Projekte entstanden, die im März beginnen:
  • eine Stadtteilgalerie dreier erwerbsloser Künstler,
  • der Veranstaltungsort "Les-café" ist eine Idee dreier Punks,
  • Lesungen am Stadtrand veranstaltet von Schriftstellerinnen, Übersetzerinnen und fachfremden Menschen,
  • Alltagshilfe für Senioren bieten Leute, die praktische Fähigkeiten haben.
Das grosse Problem sei die Befristung der Ein-Euro-Jobs.
"Ein wichtiger Teil unserer Arbeit war, eine Trägerorganisation zu finden, die das gesamte Modell fortsetzt, wenn wir nicht mehr in Leipzig sind. Das macht jetzt der "Arbeitslosenverband Leipzig". Wenn Leute zu ihm kommen und nach Ein-Euro-Jobs fragen, versucht er, Leute mit gleichen Interessen zusammenzubringen. Wir haben das Verfahren umgedreht: Nicht mehr die Träger fragen bei der Stadt nach Ein-Euro-Jobbern an, sondern Arbeitslose schließen sich zusammen und erfinden ihren Ein-Euro-Job selbst."


Quelle:
Caroline von Lowtzow interviewt Wolfgang Zinggl: Denk` dir einen Ein-Euro-Job aus. Eigene Ideen statt verordneter Arbeit: Wie Künstler aus Wien Arbeitslosen in Leipzig helfen. In: Süddeutsche Zeitung Nr.48, Montag, den 27. Februar 2006 , Seite 15

Links:
Das Künstlerkollektiv Wochenklausur versteht Kunst als gesellschaftliche Intervention.
Wolfgang Zinggl ist Abgeordneter der Grünen im Österreichischen Parlament.